Aktuelles | 12.09.2023 | Andi

Bundesrat kündigt Anpassung des Physiotarifs an

Der Bundesrat hat am 16.08.2023 eine Anpassung der Tarifstruktur für ambulante Physiotherapie angekündigt. Ab dem 01.01.2025 soll der dann angepasste, neue Tarif zur Anwendung kommen. Nach jahrelangen, erfolglosen Verhandlungen zwischen Verbänden und Kostenträgern ist der Bundesrat nun eingeschritten und hat Fakten geschaffen. Das heisst er schickt diese "Verordnung über die Festlegung und die Anpassung von Tarifstrukturen in der Krankenversicherung" in die Vernehmlassung. Dies ist also die Gelegenheit, um euch Gehör zu verschaffen.

Das wichtigste zuerst

Für alle diejenigen, die schnell handeln möchten und nicht bis zum Ende des Artikels warten möchten, geht es hier zu den beiden Petitionen gegen den Anpassungsvorschlag.
Zur Petition von Physiozentrum
Zur Petition von Physioswiss

Wir empfehlen euch natürlich den Artikel bis zum Ende durchzugehen, denn es wartet ein Geschenk auf euch.

Wie sehen die Vorschläge des Bundesrats aus?

Vorschlag 1 - Allgemeine (7301) und aufwendige Physiotherapie (7311) sind zeitgebunden.

  • 7301: mindestens 30 min zu 48 TP
  • 7311: mindestens 45 min zu 77 TP
  • Zusätzlich gibt es eine neue Pauschale für eine Kurzsitzung (20 min / 32 TP).

Dadurch werden alle diejenigen erheblich benachteiligt, die 7311 bisher auch in 30 Minuten behandelt haben, weil sie über gute Ausstattung, hoch qualifizierte Therapeuten und eine gute Software-Unterstützung verfügen.

Vorschlag 2: Es gibt eine neue Grundpauschale (20 Minuten) und eine neue Position für weitere 5 Minuten.

  • Behandlungen werden im 5-Minuten-Takt abgerechnet zu 8 TP pro 5 Minuten
  • Mind. 20 min (inkl. 5min Wechsel und Admin)
  • Neue «7301» bis 45min verlängerbar, Neue «7311» bis 75min verlängerbar

Hier gibt es keinen Kosten-Unterschied mehr zwischen 7301 und 7311. Diese Variante streicht den "alten" 7311 ersatzlos.

Einschätzung

Mit dem beschriebenen Umsatz müssen Kosten für Infrastruktur, Miete, Lohnkosten, Administration etc beglichen werden.
Die Tarife für die Physiotherapie wurden das letzte Mal vor rund 10 Jahren angepasst, der Wert eines Taxpunktes wurde um rund 9% gesteigert, dem gegenüber steht eine Erhöhung von 25 % für die Kosten in den Praxisbetrieben. Seither fehlt von einer weiteren Anpassung jede Spur. Ganz einfach formuliert verdienen Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen immer weniger.

Die Gesamtkosten des Gesundheitssystems belaufen sich auf 86 Mrd. CHF für das Jahr 2021. Im gleichen Jahr betrugen die Ausgaben für Physiotherapie 1.3 Mrd. CHF.
Das ergibt einen Anteil von 1.6%! Eine Anpassung dieser Kosten wird sich kaum spürbar auf die Gesamtkosten auswirken.

Wie sollte Physiotherapie sein?

Die vorgeschlagene Idee, die Therapiedauer als zentrales Kriterium zu verwenden, stellt jedoch eine zu vereinfachte Herangehensweise dar.
Die Qualität einer Therapie hängt von mehr als nur der Behandlungszeit ab!

Es ist unerlässlich, die Bedeutung von Faktoren wie Infrastruktur, innovative Behandlungsmethoden und kontinuierliche Weiterbildungen anzuerkennen. Diese Elemente können einen entscheidenden Einfluss auf den Erfolg und die Effektivität einer Therapie haben, und ihre Vernachlässigung könnte langfristige Auswirkungen auf den Behandlungserfolg haben.

Wir von PhysioExpert setzen uns aktiv dafür ein, die Qualität und Anerkennung der Physiotherapie in Physio-Betrieben zu steigern. Anhand objektiver Qualitätsrichtlinien werden Therapeuten, als hochqualifizierte Fachkräfte mit Fachhochschulabschluss, dank kontinuierlicher und zielgerichteter Weiterbildung zu Experten ihres Faches. Denn wir sind überzeugt: Zeit am Patienten allein garantiert nicht automatisch Qualität.

Die Physiotherapie erweist sich nicht nur als kosteneffiziente Alternative zu Operationen, sondern auch als Schlüssel bei der Behandlung komplexer medizinischer Situationen und der Bewertung der Therapieeffektivität. Unsere Herangehensweise zielt darauf ab, über die blosse Diagnose hinaus zu gehen, da diese oft unvollständig auf ärztlichen Verordnungen vermerkt ist.

Doch aufgrund der Pauschalvergütung und der niedrigen Vergütung im Bereich der Physiotherapie sehen wir die Notwendigkeit, Prozesse zu optimieren und in kurzer Zeit effizient zu arbeiten. Dies ermöglicht nicht nur eine Interprofessionelle Zusammenarbeit, sondern auch die Finanzierung davon. Es ist wichtig zu wissen, dass es bisher keine Tarifposten für Berichte, den Austausch mit anderen Gesundheitsdisziplinen oder die detaillierte Analyse komplexer Patientengeschichten gibt.

Durch die von uns vorgeschlagenen Optimierungen konnten viele Praxen endlich notwendige Investitionen tätigen, was sich nachhaltig auf die Patientengesundheit auswirkte, und die Mitarbeiterfluktuation reduzierte. Sie positionieren sich nun erfolgreich als moderner und attraktiver Arbeitgeber in der Gesundheitsbranche.

Wir betrachten die Physiotherapie als einen der wichtigsten Bausteine im Gesundheitssystem, der jedoch noch nicht die angemessene Anerkennung und Vergütung für erbrachte Leistungen erhält. Mit unseren Dienstleistungen setzen wir uns nachdrücklich dafür ein, diese Situation zu ändern und die Physiotherapie weiterhin zu fördern und fordern!

Was kann ich tun?

  1. Unterschreibt eine Petition
    Sowohl der Verband Physioswiss, wie auch Physiozentrum haben eine Petition aufgesetzt, welche gegen den Entscheid des Bundesrats stehen. Es wäre super, wenn ihr die Petitionen mit unterstützt.
    Zur Petition von Physiozentrum
    Zur Petition von Physioswiss
  2. Informiert eure Patienten
    Für alle Cenplex-Kunden haben wir einen E-Mail-Footer vorbereitet, welcher sich ganz einfach global für alle E-Mails in Cenplex festlegen lässt. Die einzige Voraussetzung ist die Nutzung von Cenplex und vom neuen Mailing. Eine genaue Anleitung dazu findet ihr hier.
  3. Verbreitet diese Information
    Leitet den Link zu diesem Beitrag in eurem persönlichen Netzwerk weiter, damit so viele wie möglich hiervon erfahren und sich daran beteiligen.

Was kann ich sonst noch tun?

„Physiotherapeut:innen können rund 23 Prozent ihrer Arbeitszeit mit dem heutigen Tarif nicht abrechnen.“
Das ist das Ergebnis einer Studie im Auftrag des Physioswiss, welche im Mai 2023 veröffentlich wurde. Cenplex bietet euch viele Möglichkeiten euren administrativen Aufwand spürbar zu reduzieren.

Ist folgendes Beispiel bei euch bereits Realität?

„Der Patient Karl erhält nach einer Knie-OP eine Verordnung zur Physiotherapie von seinem Arzt. Der Arzt empfiehlt eure Praxis. Noch auf dem Heimweg findet Karl eure Website und bucht dort direkt seinen ersten Termin bei euch.

48 Stunden vor dem Termin erhält er, vollkommen automatisch, zwei E-Mails. Die erste E-Mail führt ihn zu eurem digitalen Anmeldeformular, über welches er euch bereits alle Informationen liefert, die zur späteren Abrechnung der Behandlung notwendig sind, inklusive Verordnung. Über die zweite E-Mail füllt er einen vollumfänglichen Gesundheitsfragebogen aus, über den ihr bereits seine gesamte Krankheitsgeschichte erfahrt.

24 Stunden vor dem Termin erhält Karl eine Erinnerung per E-Mail oder SMS, so dass er den Termin ganz sicher nicht vergisst. Am Tag des Termins, spaziert Karl in die Praxis. Sein Therapeut ist, dank des Gesundheitsfragebogens, bereits voll im Bilde und kann sich auf die konkrete Anamnese und die Erstellung eines individuellen Behandlungsplans konzentrieren.“

Wir helfen euch

Falls das bei euch noch nicht Realität ist, dann meldet euch gerne bei uns. Wir helfen euch dabei Cenplex so einzurichten, dass all das zur Realität wird. In diesem Zuge schenken wir euch ein vollständiges Anmeldeformular, sowie einen umfangreichen Gesundheitsfragebogen, jeweils in 4 Sprachen, welche ihr direkt über das Patientenportal, vollkommen digital, an eure Patienten übermitteln könnt.

Neben den beiden oben erwähnten Fragebögen, bieten wir euch weitere 77 Assessment-Fragebögen an, welche wir euch dann direkt im Patientenportal in Cenplex bereitstehen. Ihr könnt diese, inklusive einer hilfreichen Anwendungsschulung bei uns erwerben. Meldet euch bei uns, um mehr darüber zu erfahren.

Quellen

Physiotherapie: Finanzieller Druck auf die Physiotherapiepraxen steigt je länger, je mehr
Stellungnahme von Science2Practice
Bundesamt für Statistik: Hospitalisierungen
• Gellhorn AC, et al. (2017). "Direct Access Compared With Referred Physical Therapy Episodes of Care: A Systematic Review." Phys Ther. 97(1):45-53.
• World Confederation for Physical Therapy (WCPT). (2019). "Direct access to physical therapy."
• Interprofessioneller Austausch und komplexe Krankheitsbilder:
• World Health Organization (WHO). (2010). "Framework for action on interprofessional education & collaborative practice."
• Reeves S, et al. (2013). "Interprofessional teamwork for health and social care." Wiley-Blackwell.
• Qualitätsrichtlinien und Therapiequalität:
• Donabedian A. (2005). "Evaluated outcomes and the quality of care." In: Explorations in Quality Assessment and Monitoring, Vol. 1: The Definition of Quality and Approaches to Its Assessment. Ann Arbor, MI: Health Administration Press.
• National Institute for Health and Care Excellence (NICE). (2020). "Quality standard for rehabilitation."
• Ganzheitlicher Ansatz im Gesundheitswesen:
• Institute for Healthcare Improvement (IHI). (2021). "Triple Aim for Populations."
• Starfield B. (1998). "Primary Care: Balancing Health Needs, Services, and Technology." Oxford University Press